«Es ist mühsam und nicht nachvollziehbar», sagt Michael Müller, Inhaber des Hotels Hirschen in Wildhaus. Das Thema Bergbahnen ist bei den Obertoggenburger Hotels ein leidiges Thema: «Es ist einfach nur ärgerlich, aber nicht überraschend. Wir sind davon ausgegangen.»
Bereits vor drei Jahren habe das Hotel Hirschen deswegen reagiert und einen neuen Schwerpunkt gelegt: «Wir haben angefangen, nicht mehr gross Werbung für das Skifahren zu machen und uns vermehrt auf gemütlichere Wintersportarten wie Wandern oder Schneeschuhlaufen zu konzentrieren», sagt Müller. Der Anteil an Gästen, die zum Skifahren ins Hotel Hirschen kommen, liege mittlerweile bei 15 bis 20 Prozent.
Stornierungen von Stammgästen
Die Querelen am Berg hätten dazu geführt, dass das Hotel beispielsweise in den Sportferien den Fokus vermehrt auf Seminare statt Skiferien legt: «Wir wollten nicht mehr abhängig sein von einem unzuverlässigen Partner.» Deshalb könne die Trennung der Bergbahnen und die separaten Tickets verkraftet werden: «Die Zahlen sehen bei uns gut aus, wir haben dieses Jahr sogar leicht mehr Buchungen als im letzten Winter.»
Dennoch: «Wir haben wegen des Bergbahnenstreits Stornierungen von Stammgästen erhalten, die mit ihren Familien bereits seit über 20 Jahren nach Wildhaus kommen.» Gemäss Michael Müller wird ein Mehrumsatz fehlen. «Wir sind zwar gerüstet, es ist aber sehr ärgerlich und schadet dem Image des Tals. Es ist verheerend für das Toggenburg.»
«Bei uns fallen bis zu zehn Prozent der Gäste weg»
Deutlicher spürt das Reka-Feriendorf in Wildhaus die Auswirkungen des Wegfalls des gemeinsamen Tickets: «Bei uns sind die Annullierungen aktuell ein sehr grosses Thema», sagt Damian Pfister, Leiter Reka-Ferien und Geschäftsleitungsmitglied. «Sehr viele Gäste haben die Geduld verloren oder gaben an, dass sie nicht mehr oder bestimmt das letzte Mal im Toggenburg Ferien machen wollen.» Viele würden gemäss Damian Pfister auf andere Destinationen ausweichen.
«Das Affentheater machen sie nicht mehr mit. Die Gäste wollen nicht jeden Tag neu entscheiden, wo sie Skifahren oder sich fragen müssen, ob der Skibus nun nach Unterwasser oder Wildhaus fährt», so Pfister. Anders als beim Hotel Hirschen machen die Skifahrer beim Reka-Feriendorf einen Grossteil der Feriengäste aus. Wie viele wegbleiben werden, sei schwierig zu sagen: «Wir sind mitten im Buchungsmodus, deshalb ist es schwierig, eine Zahl zu nennen. Sind die Ausfälle beträchtlich spürbar, sind es fünf bis zehn Prozent der Gäste, die wegfallen.»
Rückzug des Reka-Feriendorfes möglich
Für Damian Pfister vom Reka-Dorf ist klar: «Wir wollen die generelle Abhängigkeit von den Bergbahnen reduzieren und die Flucht nach vorne ergreifen.» Dies geschehe, indem die Ferienhäuser renoviert würden und der Fokus vermehrt auf die sogenannten «best agers» gelegt werde. Eher ältere Menschen, die nicht nur wegen des Skifahrens ins Toggenburg kommen.
«Für uns als Reka stellt sich aber schon die Frage, wie sich das mit den Bergbahnen entwickelt.» Sollte dies nicht in eine positive Richtung gehen, bestünde durchaus die Möglichkeit, dass Reka in Wildhaus aufhört. «Bis jetzt konnte jedes Jahr eine Lösung gefunden und die Gäste entsprechend informiert werden, dieses Jahr haben wir ein Riesentheater. Die Kunden interessiert der politische Kleingeist nicht, sie wollen einfach nur eine Woche lang in einem Gebiet mit einem Ticket Skifahren können.»
Gespräch mit Bergbahnen wird gesucht
Dass die übernachtenden Gäste und die Hoteliers die Leidtragenden sind, sagt auch Max Nadig, Verwaltungsratspräsident von Toggenburg Tourismus. Für ihn ist die Situation bei den sieben Churfirsten einfach nur «unglücklich». «Wir haben jetzt zwei getrennte Skigebiete in der gleichen Destination. Übernachtende Gäste sind dadurch eingeschränkt und klar preislich benachteiligt.»
Das könne den Logiernächten, die derzeit steigend sind, einen Dämpfer einbringen. Deshalb habe sich der Tourismusverband entschieden, für ein gemeinsames Ticket zu kämpfen: «Wir lassen den Kopf nicht hängen. Wir werden versuchen, für den übernachtenden Gast eine Lösung hinzukriegen, indem wir ein gemeinsames Ticket mit den beiden Bergbahnen kreieren.»
Klarheit nach der nächsten Vorstandssitzung
Welche Art von Ticket das sein wird, wurde noch nicht definiert: «Es gibt verschiedene Varianten», so Nadig, «eine Möglichkeit ist, dass wir die Tageskarten zu günstigen Konditionen bei den Bergbahnen beziehen und kombinieren können.» Die Möglichkeiten müssten aber bei der kommenden Vorstandssitzung mit den Bergbahnen diskutiert werden. Vertreter beider Bahnen sind im Verwaltungsrat von Toggenburg Tourismus.
«Wir haben gemerkt, dass die Bergbahnen eine Lösung unglücklicherweise nicht hinkriegen. Deshalb müssen wir selbst aktiv werden.» Wie das gemeinsame Ticket schliesslich zum übernachtenden Gast oder den Hoteliers gelangt, das ist derzeit noch unklar und soll bei den Gesprächen mit den Bergbahnen festgelegt werden.
«Für die Destination Toggenburg ist der Streit sehr negativ», sagt der Tourismus-Präsident abschliessend, dennoch vermutet er keinen Image-Schaden: «Es ist ein blödes Beispiel, aber es ist wie bei einem Terroranschlag. Der Schrecken und die Angst sind im Moment des Angriffs gross und der Ort wird gemieden. Einige Wochen später ist aber alles vergessen.» Wichtig sei, dass am Tag, an dem der Gast ins Toggenburg kommt, alles stimmt.